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Donnerstag, 11. Dezember 2014

Du

Mein kleines, unbeschreiblich schönes Wunder. 
Mein Herz war von der ersten Sekunde bereits vollständig von dir ergriffen, als du dich in meinem Bauch angekündigt hattest. 
Ich habe es geliebt dich so viele Monate in mir tragen zu dürfen. 
Jeden deiner Tritte nahm ich fasziniert zur Kenntnis und jeder einzelne war etwas Besonderes für mich. 
Mein Bauch wurde dicker und dicker und alles wurde irgendwie etwas beschwerlicher, vor allem aber wurde ich mit der Zeit immer ungeduldiger, denn ich wollte dich endlich sehen. 
Dich bei mir haben.
Dich in meinem Herzen und auf meinem Bauch ganz nah spüren. 

Gerne möchte ich dir heute schreiben, wie der Tag deiner Ankunft war. 
Manches davon schreibe ich vielleicht ganz seltsam, weil du das - könnte man dich dazu befragen - anders sehen würdest, aber ich schreibe dir dies, um es für immer für dich, deinen Papa und mich festzuhalten. 
Obgleich es doch so ist, dass ich es niemals vergessen werde. 
Aber es könnte ja sein, dass du es später mal wissen möchtest. Dass es dich interessiert, wie geliebt und erwartet du von Anfang an warst. Und wie deine Ankunft war. 

Am 5. Dezember 2014 kam um 12 Uhr mittags die Hebamme zu uns, die wir auch später nochmal wiedersehen würden. 
Sie machte eine normale Akupunktur und untersuchte anschließend, ob du dich vielleicht schon auf den Weg zu uns machen würdest. 
Das tatest du wohl und so ging sie mit den Worten: "Diese Untersuchung kann jetzt Wehen ausgelöst haben. Das wirst du aber innerhalb 24 Stunden merken. Wenn nicht, dann ist dein Körper noch nicht wehenbereit!"
Ich machte mir keine großen Illusionen, schließlich erzählte man mir, dass der Bauch sich merklich senken müsste, wenn es losgeht. Oder zumindest kurz davor ist. 
Dem war aber nicht so. 
Du wohntest weiter in meiner riesigen "Kanonenkugel" wie dein Papa dein Appartement manchmal nannte und auch sonst gab es bis auf einige leichte!!! (das weiß ich jetzt) Wehen zwischendurch nichts was darauf hindeutete, dass du doch ziemlich schnell zu uns wolltest. 

Um 14 Uhr fuhren dein Papa und ich Richtung Großstadt, um einige Weihnachtsgeschenke zu besorgen sowie einen Weihnachtsmarktbummel zu machen. 
Als ich etwa um 14:15 Uhr im Auto sitzend merkte, dass etwas komisch war, waren wir bereits auf der Autobahn. 
Als wir in der Stadt ankamen, kämpfte ich bereits alle 5 Minuten mit Wehen, die man - so als kleiner Tipp - aber auch gut an fremden Autos stehend, an Parkhaustüren und an Kinderwagengriffen in Spielzeugläden noch wunderbar veratmen kann. 
Dein Papa sagte an diesem Punkt zu mir: "Das sind doch keine Wehen ooooooder? Das kann doch nicht sein! In so kurzen Abständen? Jetzt einfach so?"
Seine Ungläubigkeit machte mich zunächst natürlich auch etwas stutzig. 
Sollten das hier zufällige Bauchkrämpfe Deluxe sein, die einfach in einem fünf...nein mittlerweile sogar nur noch 4 Minutentakt aufkamen?
Also beschloss ich auch etwas skeptischer zu sein, was mein Wehenempfinden anbelangte und sagte deshalb zu ihm während einer kurzen Atempause: "Okay, dann lass uns jetzt mal auf dem Weihnachtsmarkt 'ne Bratwurst schnabulieren!" und watschelte los. 
Das wiederum fand dein Papa auch nicht mehr soooo gut und sagte nur: "Ne, wir fahren besser mal nach Hause!"
Während ich dachte: "Genau, wenn das hier so fix weitergeht, dann können wir direkt durch in den Kreißsaal!"

Wir fuhren also im dicksten Freitagsnachmittagsverkehr nach Hause. 
Ich lag mittlerweile im Auto und hielt mich an den Türgriffen fest.

Zuhause angekommen, schaffte ich es deinem hinreißenden Papa noch gerade zu sagen, er möge die Wanne volllaufen lassen und sich parallel was zu essen machen. Das werde noch ein langer Tag...oder so. 

Während er sich nun also nach oben zum Essen begab, lag ich im Bett und veratmete was das Zeug hielt. 
Dein Papa kam zu mir, brachte mich in die heiße Wanne und ich sagte sehr bestimmend: "Pack dir noch ein paar T-Shirts ein! Wir kommen nachher nicht mehr wieder!"
So ganz wollte er das alles nicht glauben. Dieser Wehenwannentest war ihm auch nicht geheuer, aber er packte, während ich aus der Wanne bereits gestiegen nur dachte: "ACH DU SCHEISSE, tut das weh!"
"Soll ich jetzt die Kamera und die Babytasche auch schon direkt mitnehmen?"
Da musste ich deutlich werden. 
"Schatz, du kannst jetzt echt erstaunt sein. Ich bin es auch. Aber du wirst heute oder morgen definitiv PAPA. Und wenn du unseren Sohn gerne mit deiner guten Kamera während seiner ersten Stunden festhalten möchtest, dann PACK SIE EIN! Nimm alles und los!"

Als wir im Kreißsaal ankamen, war es etwa 16:30 Uhr. 
Das CTG zeigte alle zwei Minuten Wehen an. Brauchte es allerdings nicht. Ich wusste mittlerweile auch so, dass sie da waren, immer heftiger wurden und ich über kurz oder lang eine Frau sein würde, die vor Schmerzen diese bisher nicht nachvollziehbaren Laute von sich geben würde. 
Während all der Zeit, bis zu dem Zeitpunkt an dem du diese Welt erblicktest, hielt dein Vater mir in jeder Wehe die Hand und drückte hinten den - ich nenne ihn Wehenankündigungsbestienrückenknopf - vehement, wenn ich nur ein "Jetzt!" hauchte. 
Du hast noch keine Vorstellung davon, aber dein Vater ist wirklich der wunderbarste Mensch der Welt. Der dich und mich so sehr liebt. 

Gegen 19 Uhr lagen wir also so richtig in dem Raum, in dem du zur Welt kommen solltest. Ich hatte seit 18 Uhr etwa Wehen im Minutentakt und war da schon dementsprechend müde. Kaputt. 
Ich wollte eine kleine Pause, mich kurz erholen und dann weitermachen. 
Ich wollte, dass die Wehenpausen mich nicht mehr veräppelten. Immer war ich dort, wenn auch nur etwa 45 Sekunden, total schmerzfrei, konnte wohl auch noch was Lustiges erzählen, deinem Papa kurz sagen, dass ich ihn liebe und er sich nicht sorgen bräuchte (denn das tat er sehr!) und dann ging es wieder los. 
Um 20 Uhr, nach mittlerweile 6 Stunden Wehen, wollte ich ein Schmerzmittel. 
Ich bekam einen Tropf, der allerdings vielleicht für 15 Minuten dafür sorgte, dass ich nicht alles, sondern nur die umliegende Gegend zusammenschrie und der mich parallel dazu matschhirnig und betrunken machte. Das wollte ich nicht. 
Um 21 Uhr bestand ich auf was Anderes. 
Ich sollte Lachgas versuchen. 
Schon witzig: Die Witzetante nimmt Lachgas. Richtig schön mit der Darth Vader Maske. 
Lachgas und ich hatten jedoch Startschwierigkeiten.
Irgendwie war es mir suspekt. Ich wurde auch duselig und zudem...so eine Maske...naja, was ich von Würde während der Schwangerschaft halte, darfst du später mal in einem anderen Post nachlesen. 
Ich atmete also Lachgas. Lachgas in rauhen Mengen. Nicht, dass ich da noch das Gefühl hatte die Schmerzen würden dadurch gelindert. Nein, aber es lenkte ab und man konnte gut während der Wehe in der Maske sozusagen wegtreten. Bei vollem Schmerzempfinden.
Das wurde dann auch das Problem: die Schmerzen. 
Um 23 Uhr verlangte ich eine PDA. Ich flehte, man möge mir das Ding in den Rücken setzen! 
Leider ging das nicht aufgrund eines erhöhten Blutwertes, sodass eine Narkose dieser Art eine schlimme Infektion hätte hervorrufen können. 

Zu diesem Zeitpunkt war ich panisch. Müde. Verzweifelt. 
Ich flehte die mittlerweile gewechselte Hebamme (unsere hatte schon zu viele Stunden auf dem Buckel) an mir zu schwören, dass es nicht mehr lange dauert bis du kommst. 
Mit dem Schwören hatte sie so ihre Probleme. 
Aber sie gewöhnte sich bald daran, denn kurze Zeit später verlangte ich den Eid von ihr, dass sie bloß nicht mehr den Raum verlassen dürfe. 
Sie gab mir ihr Ehrenwort, während ich mittlerweile das Gefühl hatte, dass ich pressen musste. 
Unaufhaltbar. Nicht kontrollierbar. Gewaltig. 

Ich würde dir gerne jede einzelne Kleinigkeit dazu aufschreiben. Damit du das alles später einmal fast minütlich nachlesen könntest, wenn du magst. 

Aber ich glaube, dass ich dir durch meine Schilderungen das durchaus bildlich machen kann. 

Irgendwann wie gesagt, setzte dieser Druck ein. Kam dieses unbändige, unzähmbare Verlangen zu pressen. 
Doch das durfte ich zunächst nicht. 
Ich sollte weiter veratmen. Und veratmen. 
Jetzt, wo wir unter uns sind: Ich habe trotzdem gedrückt. Also es fühlte sich so an. Kann es sein, dass du das warst, weil du mir helfen wolltest? 

Dann kam die Phase als ich dir endlich aktiv und offiziell helfen durfte. 
So richtig. 
Und auch wenn ich da schon gedacht habe, dass ich jetzt gar nicht mehr kann und du wohl doch noch etwas weiter wohnen bleiben müsstest, erblicktest du mit einem lauten Schrei das Licht dieser großen, weiten Welt. 

Ich bekam dich sofort auf meine Brust gelegt, sah deinen gerührten, voller Liebe und Glück durchfluteten Papa und war fassungslos.
Dieses so wunderschöne, perfekte kleine Menschlein, das haben wir wirklich geschenkt bekommen?
Ist das wahr? 

Wir kuschelten und du schriest dich frei. Du riefst in die Welt: "Hallo, hier bin ich. Ich bin jetzt da" und diese Welt ist seitdem eine völlig andere geworden. 
Von jetzt auf gleich hast du den Molekülplaneten berauscht mit deiner Perfektheit. Mir deinen wunderschönen Äuglein, Fingerchen und Füßchen. 

Was soll ich schreiben?
Ich bin seit diesem Moment einfach überwältigt. 
Von all den Gefühlen, die man empfindet, wenn man sein eigenes Kind plötzlich vor sich liegen hat. Ganz nah. 

Mein kleiner Sohn, oft starren wir dich stundenlang an. Machen verrückte Sachen, die du vermutlich ziemlich abgedreht findest, wir jedoch machen müssen. Denn wir lieben dich so sehr und wollen, dass es dir gut geht. 

Ich habe diesen Eintrag jetzt an zwei Tagen geschrieben. 
Unsere ersten beiden Tage Zuhause. 
In deinem Zuhause. 
Wir haben nun die zweite verrückte Nacht hinter uns gebracht. 
Ich hoffe du merkst, wie sehr ich deinen Vater dafür brauchte, denn ich bin leider in meinem Empfinden nicht ganz so perfekt wie du es verdient hättest. 
Ich habe manchmal Amgst, dass du das merkst und deswegen vielleicht weinst? 
Denn du hast nichts anderes verdient als perfekte Eltern. Perfekt zu dir passend. 
Dein Papa steht so oft mit mir auf.
Lässt es sich nicht nehmen dich zu wickeln und erfreut sich (jetzt wird es wieder etwas durchgeknallt) an jeder einzelnen deiner vollgekackten Windeln. Ebenso wie übrigens an deinem Pipistrahl. Den findet er auch sehr, sehr toll. Du kannst aber auch in einem Bogen strullern...mein lieber Scholli! Respekt! 

Jedenfalls hat dich dein Papa vorhin mit nach oben genommen, hat dich zwei Mal gewickelt. Dich tagesfein gemacht und mir Zeit gegeben mich nochmal hinzulegen. 
Das wollte ich auch gerne machen. 
Hast du bereits mitbekommen, dass vor unserem Haus einige komische Dinge geräuschetechnisch ablaufen?
Vermutlich nicht. 
Ich dafür aber. Und so lag ich minutenlang im Bett und versuchte etwas Schlaf zu finden.
Stattdessen gab ich meinem Bedürfnis nach, dir und uns diese Zeilen zu widmen. 
Diesen ersten richtigen Eintrag, bei dem es um das Leben mit dir geht. 
Wo alles begann. 
Dein erster Atemzug. 

Mein kleiner süßer Mann, ich liebe Euch, dich und deinen Papa so abgrundtief, dass ich gerade den Heultagen entsprechend von so vielen Gefühlen überschwemmt werde, die mich weinen lassen. 
Ich möchte, dass du weißt, dass das deswegen so ist: weil ich Euch liebe. 
Und ihr mein Leben seid.
Meine beiden Jungs. 

Ich werde dir stets versuchen eine liebevolle und verständnisvolle Mutter zu sein.
Ich werde darauf achten, dass dir und deinem Papa nie etwas geschieht. 
Dass es Euch beiden immer gut geht. 
Ich werde dich halten und wiegen und kuscheln, auch wenn ich hundemüde bin. 
Denn nichts Anderes hast du verdient, du kleiner perfekter Mensch. 

Deine Mama ❤️










10 Kommentare:

  1. Penny-Schatz, ich bin zu Tränen gerührt. Danke dass du uns hier so an der Geburt eures Wunderst hast teilhaben lassen.
    Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, so gerührt bin ich.
    Aber eines muss ich dir sagen: Ihr seid die perfekten Eltern für euer Wunder. Mit all euren Fehlern. Das ist so. Und das schwöre ich dir.
    ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️ ❤️

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  2. Ohne Worte!
    ♥♥♥♥

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  3. Meine gigantomatisch bezaubernde Penny-Mummy, Du bist einfach so toll!! Es ist völlig ergreifend zu lesen, wie Ihr die Geburt Eures Molekülwunders erlebt habt und ich kann Euch nur nochmal alles erdenklich Liebe und Gute wünschen - aus tiefstem Herzen!!! ♥♥♥

    Ich bin so gespannt, was wir für tolle Geschichten aus Eurem Familienalltag zu lesen bekommen und kann es kaum erwarten. Bis dahin genießt Du aber natürlich erstmal diese wahnsinnig neue, tolle, aufregende Zeit!!!

    Ich denke an Dich - dicker Kuss!!!

    Deine Kitty

    P.S.: Bist Du sicher, dass die Bratwurst nicht doch noch Platz gehabt hätte? ;-)

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  4. :,) ♥
    So so so schön!
    P.S.: du hast aber auch ganz schön was mitgemacht, das wollen wir an dieser Stelle nicht vergessen ;) tapfere Penny, die ab jetzt die wundervollste Mama sein wird, die man sich vorstellen kann!
    ♥♥♥

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  5. *schnief*!

    ich kann deine Gefühle so so gut nachempfinden!

    Lg

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  6. Schluchz, schnief, schluchzschluchz. Ach, ich kann sonst nix sagen. Reicht auch, oder?

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  7. Ach Penny .... das ist so toll. Willkommen kleiner Mini-Monekül-Mann .... Du hast eine tolle Mama erwischt ♥

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  8. Sollte natürlich Molekül heißen

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  9. Penny!! Wie soll ich denn nur einen sooo rührenden Text in einem Rutsch lesen, wenn ich Tränen in den Augen habe! Unmöglich! Du bist eine wahnsinnig tolle Mami und deine Jungs sind bestimmt gaaaanz stolz auf dich! Ich knutsch dich und finde es total doof, dass ich dich jetzt doch gar nicht besuchen kann 😘

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