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Dienstag, 23. Dezember 2014

Bloß noch eine Wahrheit. Nämlich meine.

Und da liegen wir nun und blicken den Sternenhimmel an. Und du quäkst, weil du furchtbar gerne auf deinem Papa und mir liegst, weil du stundenlang dort schlummerst und dieses Ins_Bettgeh_Ritual einfach noch nicht deines ist. 
Und obgleich du mit deinem BabyBay ganz nah an mir liegst, ist es wohl nicht das gleiche. 
Wie kann es das auch sein?
Es ist ohne Hautkuschelkontakt und das findest du eben blöd. Blöder. Am oberblödsinnblödesten...

Ihr Lieben,

ich würde furchtbar gerne gerade viel öfter schreiben, aber das Leben und dazu der vorweihnachtliche Zinnober sind gerade sehr intensiv. Auch zeitlich. 
Das Leben mit dem Kleinen ist wunderschön. Und natürlich auch anders. An einige Dinge, wie alle paar Stunden torkelnd und taumelnd aus dem Schlaf gerissen zu werden, bedürfen der Gewöhnung, wenn man 35 Jahre seines Lebens gewohnt war selber zu bestimmen wann man aufwacht. Also naja...wenn nicht gerade der bekloppte Wecker der Bestimmer ist.
Jedenfalls fühlt sich das nachts immer so an, als ob ich nicht mal eine Sekunde meine Augen geschlossen hätte, wenn die kleine Alarmanlage neben mir loslegt. Und ich schwöre das geht RATZIFATZI. 
Eben noch im Tiefschlaf und schwupp...da geht der Weckruf los. Und steigert sich vom kleinen Quieken bis zum Löwengebrüll, wenn die Milchbar nicht SOFORT!!! öffnet. 
Ganz der Vater...wenn er nämlich Hunger hat, hat er auch ne verdammt bescheidene Laune. :)
Und jetzt mache ich mir mal kurz ein paar Feinde. Denn die Stillpolizeimütter, die werden, sofern sie sich überhaupt in die Molekülwelt verirren, nun Jagd auf mich machen. 
Wenn ihr also Fandungsfotos von mir demnächst an den undenkbarsten Orten findet: Sagt mir Bescheid wo. Um ehrlich zu sein fänd ich es fast ein bisschen cool.
Also ein bisschen viel vielleicht. Aber gut...
Stillen. Ja, ja. 
Vorneweg: Ich stille unseren Sohn. 
Voll. 
Ich nehme es äußerst ernst und ernähre mich dementsprechend bewusst und verantwortungsvoll. 
Ich stille, weil es tatsächlich das Beste für das Kind ist und muss deswegen auch gar nicht überzeugt werden. 
Dennoch, und ich glaube aus meiner Position das sagen zu dürfen: Stillen ist schlichtweg bescheiden. 
Ich tue es trotzdem. Fürs kleine Milchmolekül und bereue es nicht. 
Aber ich finde ganz ehrlich, dass auch hier mal Tacheles gesprochen werden darf. 
Mich nerven diese ewigen ACHTUNG Stil(l)ikonen (höhö...ich finde ihn sooooo witzig, ich musste ihn einfach bringen), die nur weil sie stillen auch überall proklamieren müssen, wie unfassbar toll das ist. 
Nein, ist es nicht. Nicht konsequent. 
Und hier die Wahrheit. Meine Wahrheit. 
Erst tut es unfassbar weh. 
Die ersten Tage sind wirklich und wahrhaftig die Hölle und man hat...nein ICH hatte schon PANIK, wirklich richtige PANIK davor, dass der Kleine bald wieder andocken möchte. 
Alles ist wund. Blutig. Eitrig.
Der richtige Milcheinschuss ist krass. 
Die Hupen scheinen kochend heiß zu werden und explodieren. 
Wenn man dann einen nur wenige Tage alten Zwerg hat, der eben nicht schafft das alles zu trinken, dann ist man den Tränen nahe, weil es einfach schmerzt. Und die Hupen trotzdem nochmal vollladen, obgleich noch sehr viel da ist. 
Das reguliert sich nach einigen Tagen, wie auch das Eitern und Bluten. Es wird besser. 
Was jedoch nicht besser wird, ist der enorme Aufwand und die einseitige Belastung der Mutter. 
Manchmal mag dieser unfassbar wunderschöne kleine Zwerg alle 1,5 Stunden trinken. Auch nachts. Eine Stillmahlzeit dauert etwa 30 Minuten, denn Mr Miniherzmolekül schlummert gerne gemütlich dabei ein. Es dauert bis er wieder trinkbereit ist. Oder auch nicht. Wenn er nicht mehr wach wird, bedeutet das, dass er dann meist noch schneller wieder nach Hunger schreit. 
Jedenfalls dauert es. 
Und man ist müde und streichelt erschöpft das kleine Köpflein und denkt sich: "Hach, wäre es kräftesparend, wenn man sich abwechseln könnte!"
Kann man aber nicht. 
Klare Kiste.
Zudem macht es mich manchmal fast traurig, dass ich ihn nicht in jeder Situation trösten kann, sondern dann noch eher total wuschig mache, wenn ich ihn trage. Er schnüffelt dann die Milchbar und wird regelrecht rasend, wenn es nicht ganz PRONTO was zu futtern gibt. 
"Stillen ist soooooo praktisch! Man hat immer das Essen dabei!"
Wow. Totschlagargument. Kannste nichts mehr drauf sagen. 
Von wegen. 
Ich schon. 
Stillen ist super unpraktisch. 
Wenn man nicht zu den begeisterten "Ich hole meine Hupen überall raus-Faninen" gehört. Und sorry, mit Verlaub ich hätte jetzt gerade wirklich herzig tolle Hupen, die des Zeigens würdig wären, aber DAS bin ich eben nicht. Ich kann es nicht und mich setzt es unter Druck, wenn ich nur daran denke mein kleiner Mann schreit während eines Einkaufscenterbummels. 
Und die so praktische Vorstellung mich in eine H&M Umkleide zu setzen und ihn da "gemütlich " zu stillen...neeee...DAS ist es einfach nicht. 
Praktisch wäre in diesem Fall eine Flasche. Eine Thermoskanne. Und unser Twistergerät, welches binnen Sekunden!!! das Wasser auf die gewünschte Temperatur herunterkühlt und schwupp ist das Fläschchen fertig. 
DAS, verehrte Damen und Herren, ist PRAKTISCH. 
Jedenfalls brauche ich nicht überzeugt werden. Ich brauche keine "wie praktisch es ist-Motivation" und mal ehrlich, so richtig ehrlich: Wer mir sagen möchte, dass es das konsequent und bedingungslos ist, der macht sich doch selber etwas vor. 
Man muss nicht alles superperfekt finden. Darum geht es auch nicht. 
Man macht es, weil es das Beste ist.
Und dennoch bekomme ich Anfälle, wenn ich von Wildfremden indiskret egal wo gefragt werde, ob ich denn stille? Und wie hocherfreut man sich gibt, wenn ich dies bejahe. 
Erst gestern fragt mich ganz unvermittelt der bisher vollkommen fremde Versicherungsmann in unserem Esszimmer: "Stillen Sie denn?".
Gibt es denn keine Grenzen mehr? 
Als ich ihm antworte, strahlt er und fügt noch ungefragt hinzu, dass es ja wunderbar wäre und ich das bitte so lange wie möglich machen solle.
Es gibt sie also auch unter den Männern. Die Stillpolizeiwachmänner. Überall sind sie versteckt und lauern. 
Als mein Mann ihm einen Kaffee anbietet und er mich dann fragt, ob ich auch etwas zu trinken wolle, da schießt aus dem Versicherungsmann heraus:
"Aber das dürfen Sie doch gar nicht? Koffein???".
Ich komme nicht einmal dazu zu antworten, dass es auch diverse andere Getränke (KAKAO in meinem Fall) gibt, denn er ergänzt: "Ahhhh, Ihr Mann macht sicher einen entkoffeinierten Kaffee für Sie!".
Ich möchte das nicht. 
Ich mag nicht, dass sich Wildfremde erdreisten überhaupt irgendwas zu dem Thema zu sagen. 
Als wir mit unserem wenige Tage alten Minimolekül beim Neugeborenenshooting waren, fühlte sich selbst die Fotografin dazu berufen mir mit ihren Fragen extrem auf den Geist zu gehen: "Hat dir denn deine Hebamme richtig erklärt, wie du anlegst?", "Kennst du denn nicht den Fußballergriff? Der ist soooooo praktisch. Ich habe immer so gestillt!".
Ich kenne den Griff. Denn überraschenderweise meinte einen Tag zuvor meine Hebamme, dass ich den SUPERPRAKTISCHEN Fußballergriff (das Kind um den Rücken herum gelegt, unter dem Arm durch nach vorne zur Brust!) ausprobieren sollte. 
Wollte ich nicht. Sie blieb vehement dafür. Ich dagegen. Wer entscheidet? Ich. Richtig. Und ich finde unsere Stillposition gut. Total geeignet. Normal. 
Auch das "Du musst das demnächst mal einhändig machen, dann kannst du so auch die Tür öffnen und essen oder andere Dinge tun!", stößt auf taube Ohren meinerseits. 
Ich möchte gar nicht so die Tür öffnen. 
Ich stille in Ruhe. So sieht es aus. So bleibt es. 
Wir einigen uns einfach darauf, dass es eine Welt für sich ist und ich offensichtlich ein eigenes Stilluniversum betreten habe. Dort haben diese Fanatiker und Milchklugscheißer einfach keinen Zutritt. 
Wir sind da zu zweit. Bzw. zu dritt. 
Denn mein Mann kann mich verstehen und findet beschriebene Anmaßungen auch unangemessen. 
Mag sein, dass ich schräg bin. 
Oder aber, dass es vielleicht auch andere Stillmütter gibt, die sich wohlmöglich nicht trauen die Wahrheit zu sagen. 
Denn "das macht man ja nicht", man hat es einfach rundum fantastisch zu finden. Fertig aus. 
Nicht mit mir, meine Lieben! NICHT MIT MIR! 

Bevor ich hier zum besinnlichen Weihnachtswünschen übergehe, bleibt mir noch mich bei meinem Schulleiter und der Bezirksregierung zu bedanken. Danke für geballtes menschliches Versagen und ebenso tolle bürokratische Inkompetenz. 
Danke dafür. Wirklich. So zwei Tage vor Weihnachten ist es echt nett zu erfahren, welch Oberscheiss da gerade abgelaufen ist. Ohne meine Anwesenheit. 
Und ganz ehrlich: Ich lasse mir mein Glück und meinen Happymodus jetzt nicht davon zerstören. Nicht von dieser Unprofessionalität auf allen Ebenen. Vom menschlichen Desaster ganz abgesehen. 
Ich bin da raus. Hier läuft weiter die Happy-Platte. 


So, jetzt aber'n bissken wat Besinnliches hier:

Ihr MolekülweltherzblätterInnen,

das Jahr neigt sich dem Ende zu und ich werde es mir nicht nehmen lassen, zuvor noch einmal für meinen persönlichen Jahresrückblick zurückzukehren. 
An dieser Stelle wünsche ich Euch ein wundervolles, molekülgeladenes, funkelndes Weihnachtsfest 2014. 
Versucht, auch wenn es dem Einen oder Anderen in diesem Jahr aus diversen Gründen etwas schwerer fällt, eure Herzmoleküle etwas umherflattern zu lassen. Traut euch, denn sie werden wieder zu euch zurückkehren und euch dankbar für diesen kleinen Ausflug sein. 
Genießt die Zeit und haltet sie einfach einen Moment an. Das geht. Alles geht. 
Wir lesen uns vor 2015 noch einmal wieder, wenn ihr mögt?!

Alles Liebe

Eure Penny, die diesen Eintrag wieder an zwei Tagen verfasste. ❤️












7 Kommentare:

  1. Liebe Penny,

    schön von dir zu lesen, schön dass es euch gut geht !

    und das mit dem Stillen - lass deinen Bauch entscheiden , dann machst du es richtig.

    Ich wünsche euch ein frohes, besinnliches Weihnachten, ein gesundes, erlebnisreiches 2015 Mit dem kleinen Minimolekülmann.

    Fühl dich gedrückt!

    Liebe Grüße

    Birgit

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  2. Penny du ehrliche Milchbar - Danke für diese offenen Worte... irgendwie ertappe ich mich immer wieder - wenn ich an ein Baby denke, zu denken, dass es bestimmt ganz toll wird mit ihm auf der Couch zu sitzen und zu stillen - da ich grundsätzlich nicht zur Fraktion Frau gehöre, die es toll findet, wenn man die Hupen befuddelt, habe ich mich auch schon gefragt, wie das mal sein wird zu stillen - jetzt kann ich es mir vorstellen...
    Danke! Du bist spitze, du bist toll und ich lese deine Texte sehr sehr gerne!
    Ich wünsche dir Schlaf und ein schönes erstes Weihnachtsfest mit dem Milchvernichter!
    Alles Liebe von deiner Spinne

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  3. 2015 lesen wir uns - aber so was von! ♥
    Merry Christmas Süße!

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  4. Penny-Schatz, du bist so herrlich ehrlich! ♥ Danke dafür!

    Dicken Kuss an dich - und ob wir uns 2015 wieder lesen, gar keine Frage!

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  5. Also ich fand das stillen toll. Hatte aber auch keine wunden Brustwarzen und ein Baby das nur 1x die Nacht wollte....ABER: das ganze (wie Du weißt) ging nur 3 Monate gut. Dann gab es die Verweigerung. Das Geheule (auf beiden Seiten) und trotz Stillberatung etc habe ich abgestillt. Ihr ging es besser und mir dadurch auch.
    In einer H&m Kabine habe ich aber nie gestillt. Immer im Auto auf den Rücksitz (verdunkelte Scheiben) Denn ich war auch kein Fan von -ich packe in der Einkaufspassage meine Hupen aus-!.
    Inzwischen genieße ich es aber auch, dass mein Mann in der Nacht mal aufsteht und ich mich einfach mal umdrehen kann.
    Grüß den kleinen Mann ♥

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  6. Liebe Molekülfamilie,
    frohe Weihnachten und schöne Tage für Euch und natürlich alles Gute für 2015!

    So, zum Thema "Stillen": ich weiß jetzt schon, dass ich das nicht machen möchte, sollte es mal so weit sein. Meine Freundin, die jetzt das zweite Kind hat, stillt nicht. Beim ersten Kind hat der Kleine geschrien, wenn er nur in die Nähe ihrer "Hupen" kam..da ging nix. Monatelang hat die abgepumt, der Kleine war also ein Flaschenkind, wenn auch mit Muttermilch. Praktisch: nachts könnte auch der Papa mal ran. Jetzt, bei der Kleinen hat sie direkt beschlossen nicht zu stillen und direkt mit der Fertignahrung anzufangen. Und weißte was: ich finde das gut, dass sie das so macht. Da hat sie meinen Respekt.

    Nirgends bekommt man so viele ungefragte Ratschläge als bei Babys und Kindern...mache ich nicht. Kann ich mir meinen Teil denken, aber sagen: NO WAY! (Darf man sich eh nur anhören: das kannst du nicht beurteilen, du hast ja keine Kinder!). Muss jeder für sich entscheiden. So wie den Namen des Kindes. Frage: und wie findest du den??? Nein, geht mich nix an, er muss den Eltern gefallen. PUNKT.
    Lass dich nicht beirren, du machst das goldrichtig. Alles was das Minimolekül braucht ist LIEBE und die bekommt er bei euch. Zu 100%. ❤️

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  7. Du schreibst so herrlich witzig liebe penny :-)

    Euch auch schöne Tage! Lasst es euch gut gehen!

    Liebe Grüße

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