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Dienstag, 25. Februar 2014

Wie die Sucht die bedeutungsschwangere "Heilige Einfältigkeit" vertrieb

So, man merkt: ich bin wieder süchtig.
Absolut der Blogsucht verfallen. Aber ich schäme mich dafür nicht. Also nicht mal ansatzweise, nur damit wir uns hier nicht falsch verstehen.
Dafür schämte ich mich für eine andere Sucht jahrzehntelang. Ganz im Ernst.
Ich oute mich hier gerne: Ich war eine Abhängige. Ein Junkie.
Boar, jetzt sehe ich regelrecht wie die Hirnwindungen rattern..."Was und die ist Lehrerin?"..."Wow, mutiges Bekenntnis, hätte ich nicht gedacht"..."Passt (gar nicht) zu der, wie die schon schreibt"...und so weiter.
Aber was soll ich machen?
Ich habe seit meinem 15. Lebensjahr das Zeug genommen. Ohne Wenn und Aber. Ohne mir über weitere Auswirkungen Gedanken zu machen.
Ich war abhängig und neigte sich das Fläschen dem Ende zu, wurde ich panisch und sofort setzte der Albtraum ein: verstopfte Nase.
Und eine verstopfte Nase war mitunter das Allerfieseste, was ich kaum ertragen konnte.
Vor allem nachts war es schlimm. Ich konnte und musste alle paar Stunden im Tiefschlaf sprühen, um ja nicht diese Nasenlochverstopfung zu bekommen, die dann für einen trockenen Hals sorgte, was wiederrum für schlaflose Nächte gesorgt hätte.
Ich kann an dieser Stelle gelassen "hätte" schreiben, denn es kam so gut wie niemals dazu, dass ich keinen Schlafvorrat von meinem Suchtmittel hatte.
So vergingen also die Jahre und mein Nasenspray war ein treuer Begleiter.
Ich achtete darauf, nicht zwei Mal hintereinander in der gleichen Apotheke meinen Stoff zu kaufen, weil diese Belehrungen: "Denken Sie bitte daran, dass es hööööööööchstens eine Woche angewendet werden darf!" mir irgendwann wie purer Slapstick vorkamen.  
Irgendwann wurde ich abgezockter und kaufte in meiner Stammapotheke selbstbewusst und permanent ein. In etwa so wie Alkoholkranke es machen, wenn sie bei Edeka an der Kasse mal wieder den nächsten Kurzen brauchen und dann lässig noch andere Backzutaten auf´s Band legen, damit man bloß denkt:"Oh, da backt wohl jemand."
Letztes Jahr im Januar dann, nachdem ich während eines Stadtbummels völlig begeistert jubelte, weil ich auf einem Werbeschild einer Apotheke las, dass mein Hausnasenspray gerade im Angebot sei und ich mich dabei ertappte, dass ich tatsächlich überlegte gleich eine ganze Menge "Mensch, was für ein Schnapper. Soll ich nicht besser 5x davon kaufen? Wäre doch für alle Beteiligten das Beste..." von meinem Suchtmittel zu kaufen, da zog ich die Reissleine.
Konsequent. Und machte einen kalten Entzug.
Und der - das wird jetzt vermutlich doch verwundern - war easypeasy.
Ich schmiss das noch vorhandene Nasenspray weg und kaufte kein Neues.
Ich stiefelte gelassen ins Bett und "litt" vielleicht 3 Tage an einer etwas verstopften Nase.
Danach war es vorbei. Ich war geheilt und feierte mich bereits nach der ersten Woche Abstinenz, beziehungsweise erwartete ich, dass Herr Herzmolekül dies täte.
Tat er aber nicht, denn er traute dem Braten anfangs verständlicherweise nicht.
Wer knapp 20 Jahre der Sucht verfallen ist, der wird niemals clean.
Und irgendwie spornte mich das natürlich noch mehr an.
Ich testete mich und ging weiter in meine Apotheken.
Zu Anfang schaute ich schon selbstverständlich zum geliebten Snup oder ADG oder Otriven (ich war nicht sehr wählerisch!), ließ es aber immer dort.
Nach einigen Monaten feierte Herr Herzmolekül mich dann auch ab. So richtig.
Aber er ermahnte mich auch:"Nein, Penny. Du bist nicht geheilt. Du bist nur trockene Nasenspraysüchtige!"
Wobei das irgendwie gar nicht wahr ist. Isch ´abe gar keine trockene Nase, Senor!

Jedenfalls hatte ich in diesen Tagen mein Einjähriges.
Ich habe zwar keine Marke oder Anstecker bekommen, aber ich erfreue mich jedes Mal daran, dass ich das durchgezogen habe.
Und ziehe den Hut vor all denjenigen, die es mit einer anderen, durchaus heftigeren Sucht zu tun hatten, und es schafften!

Und ich bedanke mich bei dem rosa Zettelchen.
Auf dem wurde nämlich kein Nasenspray verordnet und davor hatte ich schon ein wenig Angst!
 

In diesem Sinne wünsche ich euch klare Moleküle für den heutigen Tag

Penny

P.S.: Ursprünglich wollte ich aus gegebenem Anlass was über die "Heilige EINFÄLTIGKEIT" schreiben, aber der Beitrag hat sich dann einfach verselbständigt! :)

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