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Montag, 17. Februar 2014

Und manchmal kommt es dann zu zwei Posts an einem Tag.

Als mein Telefon heute Nachmittag klingelte, ging ich ganz unbedarft dran. Meldete mich und hörte dann seinen Namen. 
Und dann war sie plötzlich da. Diese dicke Murmel, die von meinem Gehirn Richtung Herz rollte und sich dort einnistete. 
Ich zögerte, war zunächst beinahe irritiert ob seines unerwarteten Anrufs und musste mich kurz sammeln. 
Heiligabend bekam ich bereits eine erste Mail von ihm. Er hatte mir noch nie geschrieben, ließ mir nur von einem Kollegen ausrichten wie es um ihn steht. Die Nachricht damals war schon ein kleiner Schock. Dann seine Mail. Wirklich lieb. Und auch ein klein wenig schwer. Natürlich schrieb ich direkt zurück, fühlte mich dazu einerseits verpflichtet, schließlich schrieb er mir - schwer krank - so nette persönliche Zeilen. Andererseits wollte ich ihm auch so gerne etwas zurückgeben. Es wäre vermessen zu glauben, dass ich ihm Mut und Kraft geben könnte. Nicht, dass ich das nicht wollen würde, aber dazu stehe ich ihm nicht nahe genug. Dachte ich. 
Ich schrieb ihm also und dankte ihm für seine Unterstützung insbesondere am Anfang meines Lehrerinnendaseins an dieser Schule. Ich dankte ihm für seinen Schutz und dafür, dass er immer da war und trotz der schwierigsten Lage mir immer zeigte, dass ich eine gute Pädagogin sei und eine noch viel bessere werden würde. Ja, das glaubte er wirklich. Und das war toll.
Mehr konnte ich nicht schreiben, denn wir hatten leider nur 2,5 gemeinsame Jahre als Kollegen. Dann ging er in Pension - wohlverdient - aber trotz allem schweren Herzens. 
Und dann - nachdem er nur kurze Zeit seine neugewonnene Freiheit hätte anfangen können zu genießen - dann kam dieses böse Monster, was so viele Menschen niederstreckt. Leiden lässt. Was sich nicht an die Spielregeln hält (Es trifft immer den Richtigen!), was auf Rücksicht und Toleranz genauso pfeift wie auf Erbarmen und Gnade. Es schlug zu, dieses Ungeheuer und zeigte sich von einer seiner aggressivsten Seiten. 
Ich wusste, dass er seine allerschwerste OP noch vor sich hat und dachte heute, als ich seine leise, zitternde Stimme hörte:"Er meldet sich, also hat er es überstanden!"
Und ehe ich ein Gespräch beginnen konnte, welches Zuversicht und "Welch ein Glück"-Gedanken beinhaltete, kam er mir zuvor und sagte er riefe mich an, weil der wichtige Tag kurz bevor stehe. 
Und genau das, das wollte ich nicht hören. 
Hoffentlich liest und versteht man mich jetzt nicht falsch, aber ich war heute so überrumpelt, dass er sich überhaupt bei mir meldete und dann das noch. Ich wollte so gerne hören...
Halt! Stopp! 
Es geht nicht darum, was ich gerne hören wollte. Es geht darum, dass ich jetzt hier sitze, nach einigen Stunden Abstand, und darüber nachgrüble, ob ich ihm die richtigen positiven Gedanken mit auf dem Weg geben konnte?
Habe ich die richtigen Worte finden können? War ich zu forsch bei meinen Fragen?
Ich wollte ihm schon das Gefühl geben, dass ich das nicht totschweige, sondern wirklich ehrlich nachfragen, ohne aber dabei die Grenzen des Anstands zu überschreiten. 
Ist mir das gelungen?
Ich wollte ihm einen kleinen Einblick gewähren wie es bei uns an der Schule läuft, ohne ihn damit traurig zu machen. 
Konnte ich das?
Ich wollte ihm zum Ende des Gesprächs ganz deutlich sagen, dass er es schaffen wird. Weil ich das weiß. 
Bin ich damit zu weit gegangen?

Tränen eines Mannes, der so großväterlich liebenswürdig zu mir war. 
Tränen eines Guten. 
Tränen eines Pädagogen, zu dem man als junge Kollegin aufschauen konnte. Immer. 
Tränen, die mich letztlich ein wenig überforderten. 

Aber ich wäre nicht Frau Penny Herzmolekül, wenn ich mir nicht zu zweitausendachthundertdreiundneunzig Prozent sicher wäre, dass er das schafft. 
Er wird verflixt nochmal noch ein paar schöne Jahre im Kreise seiner Familie haben, er wird seinen Enkeln beim Schaukeln zusehen und er wird einer seiner jungen Kolleginnen ab und an mitteilen, dass es ihm gutgeht. Und sie wird ihn dann mit einem kurzen Plausch und einer kleinen Schulanekdote daran erinnern, dass er im Herzen immer Pädagoge sein wird, auch wenn er das nicht mehr täglich auslebt! 

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