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Mittwoch, 25. März 2015

Heute im Tagesangebot: Fangfrische Angenervtheit.

Ich bin letzte Woche gelinde gesagt total kunstvoll auf die Fresse geflogen. 
Und nein, nein, das lag nicht an einer Snickersschwerkraft, die mich zu Boden zog, denn die Schokominis haben sich verzogen und sind bisher auch nimmer aufgetaucht. 
Das auf die Schnüss fallen kam so: 

Ich war ja wie letzte Woche erwähnt erkältet. Mit Reizhusten. Total unreizendem übrigens. 
So brachte ich wie gewohnt den Minimolekülmann in sein Bettchen, legte mich auf meine Bettseite unter die Bettdecke und lauschte den zaghaften Protesten des Minimoleküls, die mir vermitteln sollten: "Nein, ich bin nicht müde. Müde bin ich nicht!". 
Es ist manchmal ziemlich anstrengend unter dieser Bettdecke. Ich fühle mich da immer nach einer gewissen Weile fast komatös...diese stickige Luft...aber zugleich die einzige Möglichkeit das Smartphone zu nutzen. Denn das offensichtliche Hantieren damit bedeutet für Mini-Herzmolekül: "Aaaaaah jaaaaa, PARTY!". 
Jedenfalls bekam ich grünes Licht den Raum verlassen zu können, weil Herr Herzmolekül in der Babyphonekamera einen schlafenden Milchgremlin sah. 
Also wartete ich noch wie gewohnt einige Minuten ab. Während dieser Zeit bekam ich einen Hustenanfall. Einen der Sorte, die unaufhaltsam rausgehustet werden müssen. Sofort! 
Das ging aber nicht im Schlafzimmer, denn ich wollte das eben eingeschlummerte Kindelein nicht wieder wecken. Also nahm ich mir, halb dem Erstickungstod nahe, ein kleines Kissen, drückte es vor meinen röchelnden Mund und sprang so lautlos wie möglich aus dem Bett. 
Leider kam ich nicht sehr weit, denn ich steckte ja noch unter! der Decke. 
Und so machte ich einen ordentlichen Abflug und landete mit einem lauten Ruuuuuuuuumms auf dem Boden (der Tatsachen!). 

Dann entstand folgender, für das Ehepaar Herzmolekül wirklich typischer, Dialog. Er im Wohnzimmer. Ich mittlerweile im Bad angekommen:

"DAS war laut!"
"DAS WAR ich bin auf die Fresse geflogen. So richtig!"
"Autsch. Hast du dir weh getan?"
"Autsch jaaaaaa. Ich hab mich auf die Fresse gelegt. Volles Rohr!"
"Hättest du besser im Zimmer gehustet
!"
Wunderbare Idee. Danke, mein Liebster! 


Nun ja, ich habe nun keine Schokoriegelbrüs*e mehr, dafür ziert jetzt ein riesiges lila-schwarzes Hämatom meinen gesamten linken Oberschenkel. 

Genug geklagt, jetzt zur Anstalt: 

Es gibt genau zwei Zeiträume, in denen das in der Schule sein zum Spießrutenlauf wird. Quartalsnoten (blaue Briefe nach Hause und falls ihr fragt: Ja, es gibt sie noch und der berühmte Umschlag ist nicht mehr blau, war er aber in der Tat früher!) und kurz vor den Zeugnissen. 
Hölle, sag ich euch. 
Man kann nicht mal mehr in Ruhe zur Toilette und im Unterricht selber bin ich derzeit unbewaffnet dem Basarnotenhandel ausgeliefert. Mit einem Vorteil: Mein handelwilliges Gegenüber ist meist geistig unbewaffnet. (Ich bin also ohne Stichwaffen, sie dafür...nun ja...). Liest sich gemein, aber es sind immer genau die faulen, verhaltensgestörten Kandidaten, die sich darüber muckieren, warum ich ihnen (gnädigerweise!) noch - in ihren Augen aber NUR - eine 4- gegeben habe. Böse Frau Herzmolekül, ganz, ganz böse. 
Und irgendwann werde ich das dann auch wirklich,  denn mir geht das wilde Herumschreien "Wallah, isch bin wütend, Sie haben was gegen Türken!" sooooo extrem auf den Wecker. Selbst meine logischen Argumente wie "Geeeenau, deswegen bekommt Mustafa eine 2, Alibaba (und die vierzig Räuber...muuuuhaaaa) eine 2+ und Muhammed eine 3, weil ich definitiv was gegen Türken habe!". Mannometer! 
Das spielt übrigens keine Rolle, was ich sage. Und so enden derzeit diese Stunden mit wüstem Gestikulieren, der schlechteste Schüler gönnt dem zweitschlechtesten nicht das Minuszeichen hinter der VIER! und so weiter und so fort. 
Das ist aber nur die Vorstufe zu dem, was folgen wird. Denn so richtig extrem ticken sie dann kurz vor Schuljahresende aus. Mit kurz meine ich auch wirklich kurz. Da wird mir dann ganz gerne einen Tag vor der Zeugnisausgabe noch aufgelauert, um das Unheil nochmal anzuwenden. 
Hierbei gibt es drei "Druckmittel", die man versucht einzusetzen: 

Typ 1: "Sie haben was gegen Türken!"
Nanananana! "Okay, Sie haben was gegen mich. Ich war immer da!".

Typ 2: "Ich brauche meinen Abschluss und Deutsch ist wichtig. Ich kann es aber nicht. Wollen Sie daran Schuld sein, dass ich keine Ausbildung bekomme?".

Typ 3: "Ich brauche mein Leben. Und wollen Sie Schuld sein, dass mein Vater mich schlägt und in die Türkei schickt?".


Ja, so geht das. Ich werde belagert. Beschleimt. Bequatscht. Und das alles verläuft so ergebnislos. Denn ich mag nicht perfekt sein, aber gerecht. Das kann ich ohne Umschweife von mir behaupten. Ich bin eine sehr extrem gerechtigkeitsliebende Lehrerin und Menschin. Und ich mache mir Gedanken. Über jeden einzelnen meiner Pappköppe. Lange. Wäge ab. Überlege gut. 
Oft entscheide ich zugunsten des Schülers. Und deswegen frustriert mich solch ein Verhalten oftmals. Und es stresst mich. 
Nun ja, jedenfalls sind die Konferenzen durch, die Noten flattern spätestens in den Ferien ins Haus von Anton, Konrad, Ismael und Co. und ich habe erstmal Pause zum Luftschnappen. Daaaaankeeeee! Dringend benötigt. Ernsthaft. 

Es würde nicht das wahre Lehrerleben wiedergeben, wenn ich folgende Anekdote des letzten Freitags euch unterschlagen würde:

Ich schrieb mit einer Klasse eine Deutscharbeit. 
In einem Raum mit Fenstern. 
Erstaunlicherweise. ;)))
Es war vollkommen trist, absolut nebelig und der Tag der Sonnenfinsternis. 
Einer meiner Spezies setzte sich ans Fenster und begann mit der Deutscharbeit. 
Nach einer Stunde fuchtelte er völlig aufgedreht mit der Hand. 
"Wie kann ich dir helfen?".
"Heute ist ja Sonnenfinsternis!".
"Genau!".
"Ich habe jetzt große Angst, dass ich erblinde. Ich sitze am Fenster!".
"An das du dich a) freiwillig gesetzt hast. Und b) du hast schon mal heute rausgeschaut? Es ist nebelig. Man sieht keine 5 m weit. Und auch keine Sonne!".
"Ich dachte ich frage Sie mal, denn Sie müssen mich doch schützen!", spricht der 21jährige Mensch zu mir. 
Ich rolle nur noch gekonnt pennylike mit den Augen. Schüttle den Kopf und denke im Stillen: "Ja, man müsste dich eigentlich schützen. Vor dir selber!"...

Ihr seht, alle ferienreif. 
Absolut. 

Ich freue mich tierisch auf diese beiden Wochen mit meinen Jungs. 
Auf die Taufe unseres Minimoleküls. 
Auf das Gequatsche in der Nacht und am Morgen und am Abend und eigentlich immer vom kleinen Milchgremlin. Denn er hat jetzt mehrere Laute und probiert diese bei jeder Gelegenheit aus. 
Einfach niedlich. 

Gestern vor einem Jahr ist er bei mir eingezogen. ❤️


Habt ihr um die Ostertage frei und könnt ein bisschen verschnaufen? 

Das wünsche ich euch. Von Herzen. 

Eure Penny, die heute Morgen mit dem Unterarm an der Türklinke hängenblieb. Autschibautschi! 


5 Kommentare:

  1. Ach Penny, du schreibst wieder so erfrischend, du hast mir echt den Tag gerettet! Dein Sturz war ja nun nicht so toll, ein Wunder, dass der kleine Mann nicht wachgeworden ist. Der hat echt einen guten Schlaf !
    Das Thema Schule - bei uns gibt es schon mal Eltern , die dann die Lehrer anrufen hnd nicht mit den Noten einverstanden sind. Das ist nicht an eine Schulform gebunden , dass gibt es also auch bei uns. Und deine Schüler sind wirklich einmalig , ds ist fast schon Comedy . Vielleicht solltest du mal mit denen auftreten ;)).
    LG
    Birgit
    Schöne Ferien! Die werden wi auch genießen bevor es ernst wird.

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  2. Der kleine Mann nimmt einfach alle tollen Feiertage mit 😍

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  3. Ohne dich je gesehen zu haben konnte ich mir haargenau vorstellen wie du hingeklatscht bist - herrlich - meine Art von Humor ;)
    Ich drück dich und freu mich immer über deine Posts - aber sag mal, kann es sein, dass du was gegen Türken hast? Kleines Späßchen ;)

    LG

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  4. Penny. Herrlich!! ❤️

    Also dein Sturz nun ja nicht gerade (wäre das Geheimnis um ebendiesen auch gelüftet *g*). Aber du. Du bist herrlich.

    Und ich bin sicher, deine Schüler wissen das auch. Tief in ihrem inneren. Aber wie das halt so ist bei den Schülern: Der Lehrer hat Schuld. Immer. Und an allem ;)

    Euer kleiner Milchgremlin ist soooo zauberhaft!! Genießt die zwei Wochen die ihr euch wieder rund um die Uhr habt. Sooo schön! Und ich bin sicher, die Taufe wird es auch. Also schön ;)

    Ganz dicker Knutsch ❤️

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  5. Meine allerliebste Frau Lehrerin ♥ Sorry, aber Dein Sturz hat auch mein Gemüt sehr erheitert. Es tut mir leid, dass hier die Lustigkeit statt des Mitgefühls im Vordergrund steht!! Ich wünsche Dir natürlich, dass das Riesenhämatom sich so allmählich wieder verzieht - am besten, es nimmt den Husten an die Hand und die beiden ziehen (Schlepp)Leine - hahahaha (sorry, Karl Lauer hat mich inspiriert) :-)))

    Wieso fragen die nicht "Haben Sie was gegen Kleine?" oder "Haben Sie was gegen Jungs?" oder "Haben sie was gegen kleine Jungs" (hahahaha). Echt verrückt - sie wissen, dass sie Dir damit ein schlechtes Gewissen machen. Weil sie wissen, dass Du eine tolle Lehrerin bist und Dir darüber Gedanken machst. Ich für meinen Teil finde Türken toll, ich liebe Döner ♥

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