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Donnerstag, 2. April 2015

Die kleine Miss und der kleine Mister

Der kleine Mister lebte auf einem weit, weit entfernten Stern. 
Eines Nachts konnte er wieder einmal nicht schlafen. Zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf und ließen in ruhelos in den Sternenhimmel blicken. 
Er sah hinauf zum Mond und seufzte laut. 
"Hey, duuuuu?"
Was war das? 
Hatte da jemand mit ihm geredet?
"Psssss...Haaaaaallo, ja, schau nicht so verwirrt. ICH meine DICH!"
"W-w-wer ist denn da?"
"Hier oben musst du hinschauen. Ich schaukle auf dem Mond!"
Er blickte hoch, sah die Mondsichel und sie. Die kleine Miss, wie sie hin- und herschaukelte. 
"Wer bist du?"
"Na, die kleine Miss. Hast du noch nie von mir gehört?", fragte sie mit nun trotzig verschränkten Armen. 
"Nein. Ich kenne dich nicht. So, und nun mach's gut. Ich habe andere Sorgen als mich mit dir zu unterhalten."
"Ich weiß", sagte sie.
"NICHTS weißt du. Du sitzt da oben glückselig schaukelnd. Du kennst mich nicht mal. Was willst DU bitte über mich wissen?"
"Schon gut. Hab keine Angst!"
"Ich...ich...habe keine Angst", schrie der kleine Mister nun wütend. 
Was bildete sich dieses Mädchen ein? 
Sitzt da so unbeschwert. Fröhlich pfeifend. Ohne Probleme. 
Tränen der Wut stiegen in ihm auf. 
"Ich war mal wie du. Ich weiß wie du dich fühlst. Und jetzt bist du wütend. Wütend auf mich. Aber ich verrate dir etwas: Eigentlich bist du das gar nicht. Denn du bist wütend auf dich selbst. Darauf, dass du nicht in den Schlaf findest. Dass du so viele Gedanken im Kopf hast!"
"Woher weißt du das alles?"
"Och", sagte sie schulterzuckend, "ich beobachte dich schon eine Weile. Sehe wie du dich in deinem Kissen hin- und herwälzt. Wie du immer und immer wieder in den Himmel blickst in der Hoffnung dort die Antwort auf deine Frage zu finden. Diese eine für dich so wichtige Frage."
"Bringt ja doch nichts", entgegnete er traurig. 
"Doch. Doch. Doch. Natürlich!"
"Nein! Es gibt darauf keine Antwort. Es ist wie es ist. So wird es immer sein."
"Weil du es nicht sehen magst. Obwohl es so einfach, so naheliegend ist. Es WAR nie so. Aber du siehst es nicht!"
Er schaute verdutzt. Wußte nicht, wie dieses Mondschaukelmädchen sich erdreisten konnte sich über ihn zu äußern. 
"Woher weißt du das alles? Woher weißt du, was ich denke? Was mich beschäftigt? Und dass es nicht stimmt?"

Die kleine Miss stieg vom Mond ab, lehnte sich lässig an ihn und lächelte.
"Ich sitze und schaukle hier Nacht für Nacht. Seit laaaaaanger Zeit. Nachts ist es am Schönsten, wenn ich es mir auf dem Mond gemütlich mache und dich beobachte und darauf warte, dass du mich endlich erblickst. Und heute konnte ich es nicht mehr aushalten. Du MUSSTEST mich endlich sehen. Also sprach ich dich an."

"Also...ich...ich war...", er schwieg. 

"Du warst nie allein. Ich war immer da. Du hast mich nur nie gesehen, weil du niemals zu mir geschaut hast. Du hast immer auf den gleichen Fleck am Himmel gestarrt. Mit deinem Alleinsein gehadert. Nicht ins Helle - zum Mond und mir - geblickt."

"Ich dachte eben ich sei allein. Für immer!"

Sie ließ eine Strickleiter zu ihm herunter und winkte ihm aufmunternd zu:
"Los, komm hoch zu mir. Lass uns von hier oben gemeinsam weitere Alleine_glaub_Menschen finden und ihnen zeigen, dass es uns gibt. Für sie."

Er überlegte nicht lang und kletterte emsig Richtung Mond. Wieder seufzend. Dieses Mal jedoch aus Erleichterung. 



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