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Dienstag, 11. März 2014

"Und wäre mein Leben ein Theaterstück, spielt der Versager heut´ mal den Propheten"

Manchmal begreifen Sie erst später, was ich von ihnen erwarte oder möchte.

Zum Beispiel am vergangenen Freitag:
Da habe ich zwei Klassen zusammengesetzt, um mit ihnen wenig später einen gemeinsamen Gang in den kleinen Stadtteil in dem unsere Schule steht zu machen.
Sie sollten dort die Gelegenheit bekommen mir schon einige Praktikumsstellen von außen zu zeigen (denn seit gestern sind sie alle im Praktikum) und zudem durften sie einen Abstecher in ihren Baguetteladen machen.
Und wie sie da alle so erwartungsfroh sitzen, gibt es ein türkisches Geplapper und Gelächter.
Ein Schüler (ich muss dazu sagen einer der wenig nicht Türkisch sprechenden) schaut mich genervt an und sagt:
"Boooooooooar Frau Herzmolekül. Die reden wieder nur Türkisch. Ich verstehe kein Wort!"
Ich stelle mich also in den Raum:
"Stopp. Stopp. Stopp. Stopp. Stoooooooooooopp! Leute, wir sind gerade IM Unterricht. Und auch wenn ihr euch untereinander privat gerne auf Türkisch unterhalten dürft, so gilt hier die Klassenraumregel: Wir sprechen alle unsere gemeinsame Sprache. Dann wird niemand ausgegrenzt!"
 S und Y schauen mich entgeistert an:
"Waaaaaaaaahlaaaaaaaa, Frau Herzmoleküüüüüül, wir grenzen gar nisch aus!"
"Doch. Redet doch einfach auf Deutsch. Dann verstehen es alle und haben auch die Möglichkeit mit euch zu lachen."
"Aba wir reden doch nisch mit alle gerade."
"Ja, ich verstehe. Aber so haben die Anderen immer das Gefühl, dass ihr auch über sie reden könntet. Und das grenzt sie aus. Bitte versucht es mal...."

Augenrollen. Unverständnis. Weiter auf Türkisch, gemischt mit zumindest deutschen Halbsätzen. Man kann nun erahnen...

Gestern Abend:
Y rief mich mal wieder an. Ich dachte mir nur:"Ooooooh je, erster Praktikumstag, was hat er ausgefressen?"
Aber es kam anders:

"Frau Herzmolekül, isch muss Ihnen was sagen."
"Schieß los!"
"Isch kann Ausbildung haben. Der Chef war heute begeistert. Isch war pünktlich. Vielleicht biete er mir Ausbildung an."
"Prima, Y. Dann stelle dich weiter gut an und dann hast du wirklich gute Chancen."
"Wissen Sie was misch abba da richtisch stört?"
"Erzähl!"
"Isch verstehe die da gar nisch. Die reden alle polnisch miteinander..."

Ich verwies auf letzten Freitag, sagte: "Jetzt weißt du was ich meine, oder?" und er lachte und meinte: "Abba Türkisch kann jeeeeeda! Das is leichter."

Und doch bin ich mir sicher, dass er wußte was ich meine!

Manchmal ist es einfach besser gar nicht zu reden.
Wir sollten öfter mit dem Herzen sprechen. Diese Sprache verstehen alle (auch wenn Türkisch volle Kanne leicht zu lernen ist, lan!).

Man muss es ja nicht übertreiben und gleich jeden Fremden abknutschen, aber irgendwie finde ich, dass dieses Experiment hier ziemlich schön und mutig und mit dem Herzen gesprochen ist, da will ich es euch nicht vorenthalten.




Küsst. Lebt. Lacht. Und weint. Und das alles mit euren Herzmolekülen. 
Die können das!

Derweil backe ich jetzt teuflische Schoko-Salzbrezel-Erdnussbutter-Muffins und denke darüber nach wie ich mein Bauchempfinden gerade bewerte!

Penny


2 Kommentare:

  1. Wow, das ist wirklich ein schönes Experiment. Und absolut mutig finde ich!

    Viel Spaß beim Backen - hört sich lecker an :) Uuuund ich hoffe du kannst dein Bauchempfinden positiv bewerten!

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  2. Liebe J.B,

    die Muffins rocken. Falls sie dich auch interessieren, schau mal auf den Blog von Dreierlei Liebelei. Da habe ich das Rezept her und es ist wirklich sehr lecker. Zumindest für diejenigen, die die Verbindung aus Schoki und Salzigem mögen.

    Hab' noch einen schönen Abend
    Penny

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