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Samstag, 8. März 2014

Als ich die Regenwürmer husten hörte

Was ich an diesem Freitag besonders mochte, war, dass er eigentlich den Wochenendanfang einläutete. 
Er tat dies sehr diskret. 
So ist er manchmal. 
Und dennoch war er so, wie er war, perfekt. 
Weil er mit der Zusammenkunft mit einem Milchkaffee und einem Büsch Bienchen mit dieser besonders cremigen Erdnussbutter, die so samtig weich im Mund zergeht, ohne störenden Erdnusskrümelcrunch, ohne überhaupt etwas Störendes auf der Zunge zu hinterlassen, begann. 
Und auch wenn mir zunächst der Appetit darauf verging, nachdem du so mutig warst und Hiob kurz hineinließest, so kam er doch auch schnell wieder, nachdem Hiob sofort wieder nach draußen verbannt wurde. 
Ja, ich hätte mit ihm rechnen müssen. 
Das weiß ich. 
Aber dieser manchmal so bekloppte Optimismus, der ist mir ab und an da wirklich im Weg. Schweinebacke!

Doch trotz allem gelingt es mir seit nunmehr 34 Jahren nicht damit aufzuhören an ein gutes Ende zu glauben. Immerzu. 
Dafür werde ich oft belohnt. 
Aber wenn ich das nicht werde, dann fühlt sich das an wie 235685 Ohrfeigen. Peitschenhiebe, die mein Herz schrammen und meine Moleküle ganz durcheinander machen. 
Und dann bin ich traurig. 
Bis mir meine Tränen weggewischt werden. Oder ich das selber mache. Standesgemäß, mit meinem Ärmel. 
Und trotzdem mochte ich den Freitag, denn die Worte: "Es ist doch jetzt nicht anders. Nichts passiert!", bedeuteten für mich in diesem Moment genau das: Es ist wie es ist. Manches läuft eben schief. Aber dir nimmt niemand etwas weg. 

Und das ist, was niemals mehr passieren darf. 

Was ich an diesem Samstag mochte, waren einige Dinge. 
Ich sah gelbe Schmetterlinge, die mich überlegen ließen, ob sie ein Schmetterlingsgehirn haben?
Ich war an der Luft, trank in der Sonne auf der Terrasse -auf UNSERER schönen Holzterrasse - einen heißen Milchkaffee und durfte sie riechen: Die Frühlingsmoleküle, die so wunderbar dufteten. Die mein Herz erfüllten und sich mit meinen Molekülen mischten. 
Und so führten sie zusammen einen wirbelnden Tanz auf. Voller Vorfreude. 
Und ich dachte über warme Sommerabende nach. Über Feuerschalen und diese tollen Bäume in ihren schönen Übertöpfen. Über Hängenmatten und Tomatenranken. 
Über Sonnenblumenkerne und Wäschespinnen. 
All das mochte ich, ebenso wie ich es sehr genoss, dass wir -obwohl niemand außer mir daran glauben wollte, 2:0 gewonnen haben. 
Nein, dass genoss ich nicht nur, das feierte ich. 
Und da hätten wir ihn wieder, meinen unerschütterlichen Optimismus. 
Nicht tot zu kriegen. 
Niemals. 

Was ich an diesem Freitag nicht mochte, war, dass er auch bedeutete, dass der Samstagabend nahte.
Und was ich am gesamten Samstag nicht mochte, war, dass noch weniger Zeit blieb bis der Abend nahte. 

Was ich jetzt gerade nicht mag, ist, dass es Abend ist.
Aber was ich trotz allem sehr schön finde, ist, dass ich damit auch ganz sicher weiß, dass der Morgen nicht mehr weit ist. 
Und der Morgen wird gut. Und sicher. 

Was ich am Leben mag, ist, dass es ist wie es ist. 
Dass es so verstörend. So dunkel. So gemein und hinterhältig sein kann.
Dass es so tragisch. Komisch. Und tragisch komisch. So verzaubernd. Und hinreißend, einfach umwerfend sein kann. 

Denn auch wenn das Finstere sich in meine Moleküle einzuschleichen versucht, dann kommt es nur zur Türschwelle. 
Und dann wird es verscheucht. Von dir. Von mir. Und von meinem Optimismus. 


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